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Mit der Zeit jedoch geschieht dann folgendes: 

Durch gewisse Erfahrungen, wiederholte Grenzüberschreitungen usw. fangen wir an unseren Samen zu vergessen bzw. die Erfahrungen lehren uns, dass es hier anscheinend nicht darum geht, dass wir den Samen zu einem stattlichen Baum heranwachsen lassen, sondern, dass wir uns um alles andere zu kümmern haben, vor allem um andere Menschen, deren Vorstellungen von uns und uns in der Welt. Und so versuchen wir die Nahrung, welcher der Samen uns gibt (Selbstliebe), im Außen zu finden. Wir verlieren das Vertrauen, dass in dem Samen dieses tolle Potential steckt und glauben auch nicht mehr, dass dieser Baum so viele Früchte tragen wird, dass er uns und andere nährt. Also stellen wir die Pflanze in den Keller oder lassen sie im wahrsten Sinne des Wortes vertrocknen. Zum Glück ist dieser Samen jedoch ewig, untrennbar mit uns verbunden und unkaputtbar. Und so schauen wir immer mal wieder hin und haben irgendwann im Laufe des Lebens die Erkenntnis darüber, und erinnern uns an unseren Samen zurück. Also greifen wir wieder dieses Pflänzchen auf.  


Wir holen die Pflanze aus dem Keller und sind zunächst meist geschockt über ihren Zustand. Gleichzeitig keimt aber Hoffnung auf. Die Hoffnung, dass der Samen immer noch sein Potential in sich hat und dass ich, wenn ich ab sofort die Pflanze richtig hege und pflege und als oberste Priorität setze, sie immer noch zu dem früchtetragenden Baum werden kann. Also holen wir die Pflanze zu uns, topfen sie um, geben ihr nahrhafte Erde, kümmern uns um den Pilzbefall und beginnen mit einer liebevollen Pflege derselben. Wir schauen, dass wir unsere Pflanze nicht mehr dem kalten Wind aussetzen, sondern sie der Sonne zuwenden. Allmählich erholt sich die Pflanze und wir erkennen, dass dies ein ganz anderer Weg ist, dass wir weniger gestresst sind und zur Ruhe kommen. Wir erkennen nach und nach, was uns gut tut und was nicht. Wir beginnen uns danach zu richten und vertrauen mehr und mehr auf unsere innere Autorität. Wir sind darauf bedacht, dass es unserer Pflanze gut geht und bemühen uns, um eine gesunde Balance von Außen und Innen. Wir wägen ab aus welchem Beweggrund wir etwas tun wollen und decken damit alte Muster, Wunden, schädliche Verhaltensmuster und Autopiloten von uns auf.


Diese Pflanze betreibt permanent Kommunikation mit uns. Anfangs haben wir die Stimme so deutlich vernommen, dass es undenkbar für uns gewesen wäre, sie nicht zu hören. Doch nach und nach wurde die Stimme leiser, jedoch aufgrund von unserer Entfernung. Die Lautstärke hat sich nicht verändert, wir haben uns weg bewegt. Die Stimmen im Außen sind lauter und für uns näher. Manchmal hören wir unsere innere Stimme für einen gewissen Zeitpunkt gar nicht mehr, bis wir über das Leben in Form von Ereignissen, sogenannten Schicksalsschlägen usw. zu einer Kursänderung aufgefordert werden. Manchmal sind wir so weit, dass wir sie schon ganz deutlich hören uns aber doch gegen sie entscheiden, weil wir meinen, dass  der Schmerz, mit dem wir uns sonst konfrontieren müssten, uns übermannen würde. Dabei will uns die Stimme immer nur helfen. Der Weg zurück zur blühenden kraftstrotzenden Pflanze ist nie derjenige der Ablenkung oder der Flucht, sondern der der Konfrontation mit sich und seinen weggesperrten Ängsten und Wunden. Es ist Teil unseres Lebens und heilt nicht durch Abspaltung oder Flucht, sondern durch Akzeptanz, Annahme und Integration.


Wenn ein Baum wenig Früchte trägt und einige evtl. noch verwurmt sind, würde der Bauer nie auf die Idee kommen sich nur mit der Frucht auseinanderzusetzen. Die Frucht ist lediglich der Ausdruck dessen, dass es irgendwo an etwas fehlt.

Er schaut sich den Baum ganzheitlich an: wie steht der Baum, hat er genug Sonne, wie ist die Erde, gibt es einen Pilzbefall. Und genau da setzt er mit der Baumpflege an.


Dieses Bild gilt analog für uns Menschen. Unsere Früchte, das was uns im Außen durch unser Wirken gespiegelt wird durch unsere Lebensbereiche (Partnerschaft & Sexualität, Familie, Beziehungen aller Art, Finanzen & Beruf, Körper & Gesundheit), aufzugreifen und auf einer tieferen Ebene zu entdecken was sie sagen wollen. Der gemeinsame Nenner, der auf einer tieferen Ebene darunter liegt, offenbart sich durch unsere Lebensbereiche. Und so gilt auch für uns: einen Schritt zurücktreten, nicht die Frucht tot analysieren, sondern an der Wurzel anfangen und Stück für Stück den Baum gesund pflegen. Sich Zeit geben, nix erwarten und kontinuierlich, tagtäglich um den Baum kümmern. Den Baum fragen was er jetzt braucht und nicht annehmen, dass das was vor 2 Jahren noch gepasst hat heute immer noch nahrhaft ist. In tägliche Kommunikation gehen, lauschen und wertschätzen. Den Baum würdevoll behandeln.


Und diese würdevolle Behandlung des Baumes ist nichts anderes als unsere gesunde Selbstliebe. Eine Selbstliebe, die die Basis ist für eine Liebe, die ich mit der Welt und meinen Mitmenschen teilen kann. Eine Selbstliebe, die die Basis ist, dass ich zu einem frei entfalteten, authentischen Menschen werde, welcher selber genug gesunde Früchte trägt, die einen selber nähren und noch im Überfluss abwirft für andere. Ein Mensch der seine Gaben erkannt hat, sie angenommen und verfeinert hat, damit er sie jetzt der Welt schenken kann. Ein Mensch, der nicht gegen das Leben kämpft, sondern seine vermeintlich negativen Erfahrungen als Herausforderungen angenommen hat. Herausforderungen, sein Potential zu entfalten und sich den Ängsten und Wunden zu stellen. Ein Mensch der durch sein Leben er-wachsen ist und wahre Authentizität, innere Stärke, tiefe Wärme, Mitgefühl und Wahrhaftigkeit ausstrahlt, nicht nur für sich selbst, sondern für alle.


Und genau das möchte Aristoteles mit seinem wunderbaren Zitat zum Ausdruck bringen.

– Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile –


In diesem kleinen weisen Satz ist alles enthalten was wir Menschen im Sinne der Ent-wicklung wissen müssen. Es ist einer der ultimativen Wegweiser und in seiner Tiefe oft unerkannt. Wenn jeder Mensch seinen Samen, den er bekommen hat zur absoluten Blüte bringt und einen Baum daraus er-wachsen lässt, der mit üppigen Früchten beladen ist, dann bekommen wir kein reines Apfelmus, sondern einen Obstsalat, der vor Vielfalt, Fülle und Einzigartigkeit seines Gleichen sucht. Und jeder, der an diesem Obstsalat beteiligt war und freiwillig seine Früchte dort eingebracht hat, erfährt dadurch die größte Erfüllung.


Unsere Aufgabe ist es uns dies bewusst zu machen, die Herausforderungen anzunehmen, diesen Impuls in uns zu erkennen, lebendig zu machen und durch uns nach außen zu tragen. Frei zu sein heißt eigenverantwortlich zu sein. Und zwar ganz ohne Verstrickungen, ohne Selbstsucht, sondern aus seinem wahren Selbst heraus. Selbstsucht oder Egoismus bedeutet dabei nicht nur, dass man herrschsüchtig unterwegs ist und seinen eigenen Kopf durchsetzen möchte. Diesen Egoismus kennen wir alle, auf den möchte ich nicht weiter eingehen.


Vielmehr möchte ich auf die viel subtilere Weise des Egoismus, welcher auch immer mehr Einzug hält in der Menschheit und auf den auch Rudolf Steiner immer wieder hingewiesen hat, eingehen. Er zeichnet sich dadurch aus, dass  man sich der Welt nicht mitteilt, sondern sich vor ihr verschließt. Sich aufgrund eigener Themen sich und sein Verhalten (Ängste, Verwundungen) schön zu reden, zu relativieren und sich so in seiner eigenen Ent-wicklung hemmt. Sich klein zu halten, sich nicht ent-falten zu wollen und aufgrund dieser Haltung alles Schlechte auf die Welt und andere Menschen zu projizieren. Die Anderen und das unbewusste Verhalten der anderen Menschen als Erklärung zu nutzen seine eigenen Stärken nicht zu bringen.  Diese Art von Egoismus kommt einer Selbstsabotage gleich. Einer Sabotage meines inneren Kernes, der so nie in die Entfaltung kommen kann/darf.


Und wenn Ent-wicklung und Ent-faltung und das Hinschenken der eigenen Gaben an die Welt das ist wozu wir hier auf Erden bestimmt sind, dann ist dieser Egoismus genauso schädlich, wie der andere, der immer gern verurteilt wird.


Selbstsabotage ist genauso schädlich, wie Selbstverherrlichung!


Selbstsabotage ist meist dort zu finden, wo auch schon eine gewisse Bewusstwerdung ist. Er zeigt sich dadurch, dass man immer wieder an die gleichen Grenzen kommt und statt Selbstreflexion Projektion aufgreift. Projektion nach außen, dass die anderen so unbewusst sind, dass die Welt so und so ist und man deshalb nichts bewirken könne. Meist steht man genau hier an dem Punkt, wo man sich mit seiner tiefsten Angst konfrontiert sieht. Und weil wir beschlossen haben, diese Angst auf keinen Fall mehr fühlen zu wollen, sabotieren wir uns an dem Punkt lieber selbst und halten uns klein. Dabei ist dies gerade der Schritt, den es braucht, um wahre Freiheit zu erlangen. Ein Schwellenübertritt durch Übernahme der Eigenverantwortung für sich und sein Leben. In sich schauen, warum man sich selbst blockiert, sich mit seinen Schatten konfrontieren und sie integrieren, durch die Wunde gehen in die wahre Freiheit.



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